Oktober

• 07.10.84 Klubhaus Niedersalza: Dieter Gasde und TRAVELLING-Blues
• 07.10.84 Klubhaus Niedersalza: Sadowski Duo
• 07.10.84 Klubhaus Niedersalza: Günter Bartel Trio
• 06.10.84 Klubhaus Niedersalza: Sachse/Hering Duo
• 06.10.84 Klubhaus Niedersalza: Splash/Fusion Septet
• 05.10.84 Friedenseiche Salza: Jazz Assoziation
• 05.10.84 Friedenseiche Salza: Splash

Eine graue, düstere Novembernacht in der grauen, düsteren Kreisstadt Nordhausen war es, als sich graue, düstere Typen mit langen Bärten, intellektuellen Nickelbrillen, in dekadente "Niethosen" gewandet (und vom stets wachsamen Auge und Ohr der Arbeiterklasse argwöhnisch beobachtet), in einem kleinen Jugendclub trafen.

Man schrieb das Jahr 1983, die größte DDR der Welt taumelte ihrem sage und schreibe 35. Jubeltag entgegen und diese vom Klassenfeind unterwanderten Gesellen haben nichts wichtigeres zu tun, als eine "Interessengemeinschaft Jazz" in Nordhausen zu gründen. "Jazz? Jazz...?" fragten sich verzweifelte Genossen an der unsichtbaren Front, "ist das nicht diese laute disharmonische Negermusik? Was sagen die Genossen E.H. und Kurt Hager eigentlich dazu? Kann man das nicht einfach verbieten?"

Die Langbärtigen, mit den lustigen runden Brillen wußten aber, daß es keinerlei Richtlinien der unfehlbaren Partei gab, die der Gründung einer solchen IG im Wege standen. Dennoch glaubten viele, daß Jazz und Nordhausen in etwa so gut zusammenpassen wie Spreewälder Gurken und Mühlhäuser Pflaumenmus. Aber mit einer gehörigen Portion Enthusiasmus und dem glücklichen Gefühl, die Freizeit unter Gleichgesinnten sinnvoll zu verbringen, legten die Jazzaktivisten der ersten Stunde los und landeten im folgenden Jahr ihren ersten Coup. Sie beantragten das erste Nordhäuser Jazzfest für den Zeitraum vom 5.-7. Oktober und wollten damit ihren Beitrag zu Ehren des 35. Jahrestages der DDR leisten. Eine so ehrenhafte Veranstaltung konnte schließlich gar nicht verboten werden.

Nordhausen hatte sein kleines Jazzfestival, bei dem Mainstream-Jazz und Jazzrock dominierte. Zwei verschiedene Spielorte, vier Klaviertransporte, 350 Besucher und viele Probleme mit der Volkspolizei, die eine Störung der Feierlichkeiten zum 35. Jubeltag der DDR vermutete.

Fazit: Drei herrliche Jazztage, gezeichnet vom Improvisationsvermögen der Musiker, Veranstalter und Besucher.