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Almut Schlichting und SHOOT THE MOON – „Saints & Fools“
18.11.2017 _ 20:00 Uhr _ Cyriaci-Kapelle Nordhausen
Almut Schlichting und SHOOT THE MOON – „Saints & Fools“
Almut Schlichting – sax, com | Winnie Brückner – voc | Tobias Dettbarn – bcl | Sven Hinse – bass | Philipp Bernhardt – dr
Luther war Teil einer sich rapide verändernden spätmittelalterlichen Welt, auf die er und andere Reformatoren mit ihren Ideen maßgeblich Einfluss nahmen.
Wie sah der Kontext aus, in dem Luther lebte und wirkte? Wie war das Leben auf der Straße beschaffen, und wie gingen die einfachen Leute vor und während der Reformationszeit mit ihrem Glauben und ihrem Alltag um? Welche verschiedenen, auch widersprüchlichen Weltanschauungen zwischen Glauben, Märchen und Aberglauben existierten im mittelalterlichen Europa?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Berliner Komponistin und Saxophonistin Almut Schlichting auf musikalische Weise.
Im Rahmen der hohen kirchlichen Feiertage wurden in der vorreformatorischen Zeit karnevalsähnliche Volksfeste veranstaltet, bei denen Macht und Würden auf Untergeordnete übertragen wurde. Spott, Hohn, Ironie und Anarchie waren für kurze Zeit erlaubt – eine wohl bitter nötige Abwechslung im mittelalterlichen Alltag, in dem den Menschen durch die Regeln der Kirche enge moralische Grenzen gesteckt waren. Ausgelasse Aufzüge, üppige Tänze und das Absingen unanständiger Lieder gipfelten meistens in der Parodierung der gottesdienstlichen Handlungen in den Kirchen unter Vorsitz eines Narrenbischofs oder Narrenpapstes.
Ausgehend von diesen karnevalesken Situationen hat Almut Schlichting für „Saints & Fools“ eine Musik recherchiert und imaginiert, die von dem Treiben draußen auf der Straße inspiriert ist. Was von der Tanzmusik dieser Zeit überliefert ist, zeigt perkusiv, rhythmisch energiegeladene, bläserlastig und mit Improvisationsgeist tiefgehende Parallelen zum Jazz. Es ist eine raue, ausgefranste, ungebürstete Musik vor, die frech, vital und interessant ist. Sie lässt die Atmosphäre des mittelalterlichen Karnevals wieder aufleben und passt gleichzeitig perfekt zur Spielhaltung eines Jazzensembles.