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19. Nordhäuser Jazzfrühling - Amok Amor

06.05.2017 _ 20:00 Uhr _ Cyriaci-Kapelle Nordhausen

Amok Amor

We know not what we do (Intakt Records | 2017)

Besetzung:

Peter Evans, tp | Wanja Slavin, as | Petter Eldh, b | Christian Lillinger, dr

 

Dieses Quartett werden Sie lieben. Amok Amor bedient sich dieser schleifenförmigen Energie und nutzt komprimierte Pakete synkopierter Informationen. Instrumentalstränge verlagern sich zuweilen und richten sich dann wieder in neuer Konstellation. Die Musiker klingen fast so, als bahnten sie sich vier unterschiedliche Pfade durch das Dickicht und kämen dann zu zweit oder zu viert auf Messers Schneide zusammen. Es ist elektrisierend, wenn sie schließlich unisono erklingen. Das teuflisch Schwierige klingt bei ihnen völlig nonchalant. Nicht dass sie dabei leichtfüßig und höflich zu Werke gingen. Hinter dieser neuen Musik lassen sich verschiedene Einflüsse ausmachen. Die Jazz-Wahrheiten sind überall. Jeder weiß zu jedem Zeitpunkt, wo die anderen gerade sind und wie er sie in kürzester Zeit erreichen kann. Der Ausnahmetrompeter Peter Evans, präsentiert Evan Parkers Spiralen aus irrationalen Zahlen. Der Saxofonist Wanja Slavin kombiniert grossen Einfallsreichtum mit erstaunlicher Kontrolle und besticht durch einen leuchtenden Klang. Der schwedische Kontrabassist Petter Eldh bedient sich fortgeschrittener rhythmischer Konzepte und perkussiver Angriffe, und Christian Lillinger ist einer der markantesten Schlagzeuger in der zeitgenössischen Improvisation. Zusammen knüpfen sie an die Vergangenheit an, um ihre eigenen wunderbaren Effekte zu erzeugen.

So äussert sich Eldh auf seiner Internetseite: «Alles geschieht mit einer Energie, die sich darauf konzentriert, zügig durch die gegebenen Informationen fortzuschreiten, um einen steten Fluss in Gang zu halten.»

Amok Amor lässt Raum hinein. Vorgänger des Quartetts war das Starlight-Trio der Berliner Musiker, doch Peter Evans ist ganz offensichtlich ein vollwertiger Partner in einer neuen Band. Er brachte erstklassiges Material mit und beweist eine geradezu gespenstische Bandbreite.

Im Gegensatz zu der Luftigkeit der Bläser wirkt die Rhythmusgruppe wie geerdet: Die verrückte Präzision abstrakter Beatmusik findet ihren Nachhall in Eldhs Eloquenz und seiner Art und Weise, Höhen und Tiefen in einer einzigen Tonfolge zu erfassen ebenso wie in Lillingers Klarheit bei hoher Geschwindigkeit; seine Stöcke auf der kleinen Trommel klingen bisweilen wie getrocknete Erbsen, die auf Blech fallen – jeder Aufprall ist klar. Natürlich sind sie alle großartig, doch diese Musik handelt davon, wie sie zusammenkommen und eine geradezu verrückte Liebe zur kreativen Tradition beweisen: eine Liebe, die Amok läuft.

 

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=st4uzoTK9h4

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